Nach einer langen und intensiven Vorbereitungszeit, in der wir, Christina Schwarzenberg, Aileen Uhl, Christoph Dickten und Maximilian Buttazoni, alle erdenklichen Wege genutzt haben, um materielle und finanzielle Spenden zu beantragen, näherten wir uns so langsam dem Aufbruch Richtung Myanmar. Durch die sehr großzügige Unterstützung vieler großer und auch kleiner Unternehmen sind wir trotz anfänglicher Schwierigkeiten am Ende auf über 180kg Gepäck gekommen, die es nun erst mal galt unbeschadet an den Zielort zu bringen. Unser Inventar reichte von zahlreichen Zahnbürsten & -pasten, Mundspülungen, Bohrern, Lacken, den verschiedensten Füllungsmaterialien und zahnmedizinischen Instrumenten bis hin zu einem dentalen Rüttler. Bewaffnet mit 6 stattlichen Koffern, 4 Rucksäcken und einer mobilen dentalen Behandlungseinheit machten wir uns zunächst auf den Weg nach Frankfurt von wo aus unsere Reise begann.
Als wir zahlreiche Stunden später endlich am Flughafen in Yangon ankamen, wurden wir herzlich von unserem burmesischen Kontakt Dr. Khin Maung empfangen, der uns den Großteil unseres Projekts begleitete. Nachdem wir den sehr zähen Großstadtverkehr hinter uns gelassen hatten, der vor allem dadurch besticht, dass ungefähr jede Aktion der Verkehrsteilnehmer durch ein kurzes und eindringliches Hupen kommentiert wird, hieß der erste Stop NayPyiDaw, der neue Hauptsitz der Regierung. In den ersten Tagen besuchten wir das örtliche Krankenhaus, in dem wir uns unter Aufsicht auch schon praktisch einbringen durften. Nach den ersten Erfahrungen beim Schienen von Kieferbrüchen, Extraktionen und Zahnreinigungen standen zusätzlich 3 Schulen auf dem Programm, die wir mit einem Teil des Praxisteams ansteuerten um den Kindern, neben der normalen Behandlung auch spielerisch das Zähneputzen beizubringen. Unterstützt wurden wir dabei von der altbewährten Krokodil-Handpuppe, mit der sich die Zahnputztechnik schön veranschaulichen ließ und die Kinder super zum Mitmachen animiert wurden.
Nach getaner Arbeit ging es für uns jedoch selten zurück ins Hotel – wir wurden sehr fürsorglich vom ganzen Praxisteam aufgenommen und verbrachten so die meisten Abende zusammen beim gemütlichen Abendessen. Als wir uns gerade von der sehr langen Anreise erholt hatten, wurde uns sehr zu unserer Freude mitgeteilt, dass ein weiterer Trip zurück nach Yangon geplant war, um an einer Sitzung der burmesischen Zahnärztekammer teilnehmen zu dürfen – ehe wir uns versahen, befanden wir uns auch schon wieder auf der Autobahn zurück zu unserem 5 Autostunden entfernten Ankunftsort. Diese Gelegenheit nutzten wir, um mit dem Praxisteam, neben der Konferenz, die kulturellen Sehenswürdigkeiten in Yangon zu Fuß zu erkunden.
Nach 7 Tagen der Eingewöhnung begann nun der eigentliche Teil unseres Projekts. Nachdem die Koffer wieder gepackt wurden und alles für eine Behandlung Essenzielle irgendwie verstaut wurde, hieß es für uns 4 und das Praxisteam: „Auf ins Ungewisse“. Zuerst mussten wir aber wieder unzählige Kilometer und einige Stunden im Bus hinter uns bringen, in denen wir beobachten konnten, dass wir uns immer mehr aus der großstädtischen Zivilisation entfernten. Irgendwann nach Mitternacht erreichten wir schließlich ein kleines Dorf weit fernab mit dem Namen Ywangan, welches für die nächsten 3 Tage unser neues Zuhause werden sollte. Hier schlugen wir in einem nicht fertiggestellten Kloster, dessen Räumlichkeiten uns die buddhistischen Mönche zur Verfügung gestellt haben, unser provisorisches Behandlungscamp auf. Unterstützt wurden wir während des Aufenthalts von der Htoo Foundation, wodurch wir es auf eine stolze Gruppe von 30 Behandlern schafften. In diesen 3 Tagen konnten wir an die 410 bedürftigen Menschen behandeln, die rein durch Mundpropaganda von unserer Anwesenheit mitbekommen haben und somit zum Teil weite Strecken auf sich genommen haben um unser rares Angebot in Anspruch nehmen zu können. Als alle versorgt waren, packten wir gemeinsam unser Equipment zusammen und machten uns auf zum nächsten Ziel. Damit verbunden waren wieder einige holprige Busstunden über Stock und Stein, in denen wir weitere Eindrücke über die ländlicheren Gegenden des Landes gewinnen konnten. Unser nächster Halt war eine schöne, kleine Stadt, namens Pindaya, die an einem von Bergen umgebenen See liegt. Bekannt ist die Stadt für ihre in den Berg gebaute Pagode, an die sich eine lange Höhle anschließt, in der momentan über 8000 Buddha-Statuen Platz finden. Besonders beeindruckt waren wir von kleinen Felsöffnungen, die nur kriechend passiert werden konnten. Dahinter befanden sich meistens Meditationsnischen, die allein beim Anblick für klaustrophobische Anfälle sorgten. Unser Lager schlugen wir wieder in einem zentral gelegenen Kloster auf, in dem wir uns die nächsten 2 Tage aufhielten. Leider ist zu diesem Zeitpunkt unser Team auf ca. 10 Behandler geschrumpft, da uns ein Großteil der Htoo Foundation nach unserer letzten Station wieder verlassen musste. Unbeirrt davon verkündeten die Bewohner lauthals über Megaphone kurz nach unserer Ankunft unsere Dienste, weshalb wir uns schon gut ausmalen konnten, wie der Ansturm am nächsten Morgen aussehen wird. Was folgte, waren zwei anstrengende, aber schöne Tage in denen wieder eine Vielzahl an Bedürftigen behandelt werden konnten. Um unsere Versorgung kümmerten sich, wie auch im letzten Ort, die sehr zuvorkommenden Einwohner des Klosters, die es stets schafften mit dem wenigen Vorhandenen unseren Hunger zu stillen und uns überaschenderweise die ein oder andere Gaumenfreude zu bescheren.
Als wir schließlich auch Pindaya hinter uns ließen, machten wir uns auf zu unserer letzten Behandlungsetappe – dem Inle Lake. Bei einer Busstation, die nicht lange hat auf sich warten lassen, wurde unser gesamtes Gepäck inklusive der Crew auf 2 kleinen Booten verstaut. Mit tosenden Motoren schipperten wir nun der Abenddämmerung entgegen, die die Umgebung in ein unvergessliches Szenarium verwandelte. Nachdem wir den See überquert hatten, erreichten wir den wohl touristischsten Ort auf unserer Reise durch das Land. Noch am selben Abend richteten wir uns wieder, mit den noch übrig gebliebenen Utensilien, im Kloster ein. In den nachfolgenden Tagen besuchten uns, neben den Bedürftigen, wieder einige Schulklassen, die wir sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch versorgen konnten. Nach sehr intensiven aber auch sehr lehrreichen 16 Tagen, endet nun also der erste große Teil unseres Myanmaraufenthalts. Gemeinsam mit dem Praxisteam machten wir uns auf nach Mandalay, wo es noch einige Sehenswürdigkeiten zu erkunden gab, ehe sich unsere Wege trennten. Da wir auf unserer zweiten großen Etappe ausschließlich Prophylaxe an Waisenhäusern geplant hatten, entschieden wir uns dafür den Rest unserer zahnmedizinischen Güter an Khin Maung zu spenden, der in seiner Klinik Verwendung dafür findet. Mit sehr viel leichteren Koffern mussten wir uns also von nun an allein durch das fremde Land schlagen. Trotz einiger sprachlicher Barrieren erreichten wir ohne große Umwege die sehr viel heißere Region um Bagan. Zunächst stellte es sich als relativ schwierig heraus, mitten in der Nacht, auch nur eine Person ausfindig zu machen, die etwas mit der Myanmar Foundation anfangen konnte. Nachdem diese Hürde genommen wurde, konnten wir jedoch endlich unser neues Heim beziehen und schauten voller Vorfreude auf die nächsten Tage. Gewappnet mit allem was wir an Mundhygieneartikeln noch auftreiben konnten, steuerten wir einige von der Foundation betreute Schulen und Waisenhäuser an um die Kinder mit Zahnbürsten und -Pasten zu versorgen und ihnen die ein oder andere praktische Nachhilfestunde zu geben. Wir wurden dabei jedes Mal sehr herzlich von den Leitern der Unterkünfte empfangen und anschließend als Dankeschön stets zum gemeinsamen Stärkungssnack eingeladen. Mit der letzten übergebenen Zahnbürste neigte sich unser zahnmedizinisches Hilfsprojekt langsam aber sicher dem Ende zu. Bevor wir den nach Hause weg antraten, erkundeten wir noch gemeinsam per E-Bike die zahlreichen Pagoden, die diese Region und ihren Sonnenuntergang weltbekannt machen. Nachdem wir unsere wenigen noch übrig gebliebenen Habseligkeiten in den Koffern verstaut hatten und mit Hand und Fuß unser letztes Busticket nach Yangon gekauft hatten, fiel von uns so manche Last ab – Endlich alles geschafft!
Wir sind sehr froh darüber die Möglichkeit bekommen zu haben diese außergewöhnliche Reise antreten zu dürfen und danken all den Sponsoren für Ihre großzügige Unterstützung.