Mingalabar! (guten Tag)
So werden wir in eine andere Welt willkommen geheißen: das Hauptverkehrsmittel sind hierzulande der Ochsenkarren, die Kutsche oder das Fahrrad. Die Behausung stellt, außer in den großen Städten, eine Bambushütte auf Pfählen dar. Die Straßen, die nur selten geteert sind, sind speziell morgens mit Kindern gefüllt, die sehr ordentliche grün- weiße Schuluniform tragen. Die Landschaft, die von Steppe über dschungelartiges Gebirge bis zu großen Flussdeltas reicht, wird am meisten von einem Symbol geprägt: den Pagoden, den buddhistischen Tempeln.
Hier ist einfach alles anders: Telefone kann man höchstens mal auf der Straße benutzen, das Internet funktioniert für uns nicht, die Mahlzeiten bestehen für die Einheimischen dreimal täglich aus Reis und die Männer tragen alle lange Röcke. Doch all das Fremde wird uns durch sehr freundliche, zurückhaltende Menschen näher gebracht. Die Inspiration für diese Famulatur in ein so unentdecktes Land, gab uns Hellmut Kirchner, der schon seit Jahren dort mit der Myanmar Foundation Entwicklungshilfe betreibt. Für die detaillierter Planung, die nach Ankunft sofort wieder umgestaltet wurde, stand uns eine burmesisch- deutsche Reiseagentur zur Seite. Es stand fest, dass wir, Constanze Sauer und Georg Kirchner, Zahnmedizinstudenten der Universität Witten/Herdecke uns einer burmesischen Zahnärztegruppe anschließen würden, die jährlich ein Hilfsprojekt in abgelegenen Regionen ihres Landes durchführt. Erst im Laufe der Zeit ergaben sich noch zwei weitere Projekte, eines an einer sehr großen Highschool in Mandalay und ein weiteres Projekt in Bagan.
In der Vorbereitungsphase sammelten wir für die zahnärztliche Behandlung Material in Deutschland, um zum Beispiel Füllungstherapien überhaupt durchführen und eine sichere, hygienische Arbeit leisten zu können. Das Visum war angekommen, die Materialkisten gut gepackt, die Malariaprophylaxe genommen und das Moskitonetz im Rucksack- es konnte losgehen!
Dank verschiedener Freunde wurden wir an jedem Ort schon erwartet und von Einheimischen begleitet, wodurch der Kulturschock etwas abgeschwächt wurde.
Die erste Behandlungsstation war die „Monastic integrated Paung Daw Oo High School“ (PDO) in Mandalay, wo wir herzlich empfangen wurden. Dort hieß es nur: „ Wie viele Kinder wollt ihr in der Stunde untersuchen, 200 oder mehr?“… In dieser Schule mit 7200 Schülern, teils Novizen, teils Waisenkinder und Studenten konnten wir in einer Woche immerhin 650 Kinder behandeln.
Unser Programm mit den Kindern war spielerisches Mundhygienetraining, sowie eine Grunduntersuchung, woraufhin wir die schwerwiegenderen Fälle in der kleinen schulinternen Klinik behandelten. Die Füllungen wurden ausschließlich, den WHO- Richtlinien entsprechend mit Glasionomerzement gelegt.
Die zweite Station war in dem kleinen verschlafenen Dorf Mingun, auf der anderen Seite des riesigen Irrawaddy- Flussdeltas. Dort waren die Einwohner der umliegenden Dörfer schon von den Stammesoberhäuptern auf Patientenlisten aufgenommen worden und so behandelten wir in einem Team von 12 burmesischen Zahnärzten, Mund- Kiefer- Gesichtschirurgen und Allgemeinmedizinern 540 Patienten in einem Klosterinnenhof. Ein Teil der Ärzte konzentrierte sich nur auf die Herstellung von Totalprothesen, insgesamt 13 Stück.
Der „Daddy doctor“ von diesem Team der „Association of Burmese Dentists“ ist Prof. Paing Soe, der mit seinen, im Ausland erlernten Fähigkeiten, die zahnmedizinischen Fakultäten in Myanmar entscheidend mit aufgebaut hat. Das ganze Team war sehr gut organisiert: Es gab verschiedene Stationen für Diagnose, Sterilisation des Equipments, Prothetik, Allgemeinmedizin und eine für Füllungstherapien. Teils konnten auch Kompositfüllungen gelegt werden, da ein kleiner Motor mit rotierendem Instrumentarium, sowie ein Lichthärtegerät vorhanden waren.
Allerdings konnte dem Großteil der Patienten nur durch Extraktionen geholfen werden, die wir unter den gegebenen Umständen auf Plastikstühlen und Holzbänken durchführten. Von Anfang an hatten wir unsere eigenen Patienten, konnten uns aber immer, sobald es komplizierter wurde, auf Hilfe von professionellen, erfahrenen Ärzten verlassen. Auch hier wurde die ganze Gemeinde von dem leitenden Mönch zusammengetrommelt, um an den Mundhygienedemonstrationen teilzunehmen, da die meisten keine Zahnbürsten besaßen, noch wussten sie, diese adäquat einzusetzen. Als letzte Station haben wir an dem historisch bedeutenden Ort Bagan in einer Sprachschule mit integriertem Kindergarten das Hygieneprogramm sowie die Grunduntersuchung durchgeführt, und gleichzeitig konnten wir einen lokalen Zahnarzt von der notwendigen
Kinderbehandlung überzeugen. Dieser wird nun über die Myanmar Foundation, die dafür notwendigen Materialien erhalten. Das letzte Mal „Zahnkrokodil spielen“ fand in Bagan, ebenfalls in einem großen Kloster, statt wo uns die Grunduntersuchung der 60 Novizen zeigte, dass dieser Teil der Bevölkerung durch die strengen Essens- und Verhaltensregeln einen viel besseren dentalen Zustand vorzuweisen hat. Unsere Eindrücke von diesem abgelegenen, abwechslungsreichen Land sind unvergesslich. Die Militärregierung ermöglicht den Ärzten dort keinen unbeschränkten Materialnachschub, weshalb unsere Hilfe und Unterstützung mit noch größerem Dank entgegen genommen wurde. Die Herzlichkeit und Dankbarkeit dieser Menschen werden wir nie mehr vergessen. Unser Bemühen liegt nun darin, weitere Zahnmedizinstudenten zu solch einer Famulatur zu motivieren und eine langfristige Materialzufuhr für die dortigen Einrichtungen zu ermöglichen. Es mangelt dort am Allernötigsten. Unser Dank in Myanmar selbst gebührt den fleißigen Helferinnen an der Phaung Daw Oo Schule, vor allem Thandar; dem Ärzteteam unter der Leitung von Prof. Paing Soe, von dem wir eine hervorragende praktische Ausbildung erhalten haben. Ebenfalls danken wir den Bavarian- Myanmar- Traveltours, Ehepaar Schreiber, die uns den Transport und einen reibungslosen Reiseablauf vor Ort ermöglichten. In Deutschland wollen wir uns bei der Wittener Universitätsgesellschaft für die Möglichkeit in dieses ferne Land zu reisen und bei Thai- Airways für kostenloses Übergepäck bedanken. Außerdem gilt unser Dank für Materialspenden 3M- Espe für Glasionomerzement, Colgate für ausreichend Zahnbürsten für jeden Patienten und Henry- Schein- Dental Depot für weiteres wichtiges zahnmedizinisches Equipment. Wir danken Herrn Dr. Christian Runge von help myanmar, der es uns ermöglichte in der PDO in Mandalay tätig zu werden. Ganz herzlichen Dank an die Myanmar Foundation, hier besonders an Herrn Jürgen von Jordan und Dr. Hellmut Kirchner für die großzügige Gastfreundschaft, die wir dort erleben durften.
Ohne Sie wäre unser Einsatz in dieser Form nicht möglich gewesen.
„Jesu de mare“
(herzlichen Dank)
Constanze Sauer und Georg Kirchner